Nachlese: Geführte Wanderung in Hollsand
Bericht und Fotos: Friedrich Freudenberg vom 03.06.24
Die 16 Teilnehmer dieser Veranstaltung trafen sich zunächst bei Kaffee und Kuchen im Waldhaus Hollsand, wo die Gästeführerin, Frau Franzen, eine Einführung in die Geschichte des Hollsand gab. Anschließend führte sie uns auf einer zweistündigen Wanderung durch das bewaldete Dünen- und Flugsandgebiet, das seit 1951 unter Naturschutz steht.
In ihrem Vortrag erläuterte Frau Franzen ausführlich, wie die Dünenlandschaft entstanden ist und wie es dazu kam, dass hier die ehemalige Heidelandschaft in Wald umgewandelt wurde.
So erfuhren wir, dass die erste Generation der Dünen bereits in der vorletzten Eiszeit entstand, als der hier vorhandene aus Decksand bestehende, fast vegetationsfreie Boden von starken Winden angegriffen und zu Dünen aufgehäuft wurde. Zu einer erneuten Dünenbildung kam es dann später, vor allem im 17. und 18. Jahrhundert. Damals wurden die hier bestehenden ausgedehnten Heideflächen durch übermäßiges Plaggenschlagen und durch die zunehmende Beweidung mit Schafen über weite Strecken zerstört, so dass der Boden freigelegt wurde und der Wind die alten Dünen mit Sand überdecken und weiter aufhöhen konnte. Damals bestand die Gefahr, dass die Flugsande und die Wanderdünen die benachbarten Ackerflächen der Bauern aus Großoldendorf übersandeten. Daher wurde die traditionelle Nutzung der Heide aufgegeben, das Gebiet vermessen und den Bauern jeweils eine Waldparzelle als Eigentum übergeben. Ihnen wurde zur Auflage gemacht, diese mit Kiefernsamen aufzuforsten. So entstand damals aus der Heide ein Kiefernwald. Dieser ursprüngliche Kiefernwald wurde 1942 durch einen Brand zum größten Teil zerstört. Bei der Wiederaufforstung verwendete man neben der Kiefer auch andere Baumarten wie Roteichen, Fichten und Douglasien. Einige Flächen bewaldeten sich auch selbst durch natürlichen Aufwuchs von Eichen, Birken und Kiefern und Straucharten wie Eberesche, Faulbaumund Brombeere, so dass eine ausgesprochen vielfältige Waldlandschaft entstand.
Auf unserer Wanderung führte uns Frau Franzen durch das interessante Dünengebiet im Nordwesten des Hollsand. Dort zeigte sie uns an mehreren Orten, welche Besonderheiten und sehenswerte Objekte hier zu finden sind. Die erste Station war Der dicke Stein, ein mächtiger Findling, der hier vom Gletscher der vorletzten Eiszeit abgelagert wurde (vgl. Bild 1). Er lag lange Zeit unter einer dünnen Sandschicht, bis er 1942 nach dem großen Waldbrand zum Vorschein kam. Er hat einen Durchmesser von gut anderthalb Metern und er ragt etwa 25 cm aus dem Boden. Auffällig ist seine kreisrunde Form und seine glatt geschliffene. leicht gewölbte Oberfläche.
Von dort gingen wir weiter zum Kugelberg, einer Einzeldüne, deren Höhe früher mit 18.60 m über NN angegeben wurde (vgl. Bild 2). Sie gilt die als höchste Erhebung des ostfriesischen Festlands. Heute ist der Kugelberg etwas niedriger. Freigelegte Baumwurzeln lassen erkennen, dass hier der Boden durch häufiges Betreten und durch Aktivitäten wie Rodeln, Radfahren, Reiten und Motorradfahren abgetragen wurde. Das Beispiel des Kugelbergs steht exemplarisch für die übermäßige Belastung des Dünengebietes im Hollsand. Unser nächstes Ziel war eine Waldlichtung westlich des Kugelbergs (vgl. Bild 3). Dort wurde vor einigen Jahren durch Abholzen eine kleine, offene Fläche geschaffen, die an die frühere Heidelandschaft erinnert. Hier hat sich spontan wieder die Besenheide angesiedelt. Als Begleitpflanzen fanden wir weitere kleinwüchsige Arten wie die Heidelbeere, die Drahtschmiele oder die Pillensegge. Alle diese Pflanzen brauchen viel Licht und so ist leider zu erwarten, dass dieser neu geschaffene, ökologisch wertvolle Lebensraum wieder verschwindet, wenn die Fläche nicht offen gehalten wird. Zum Schluss führte uns Frau Franzen noch zu dem etwas geheimnisvoll anmutenden kleinen Waldhaus, dem sog. Hexenhaus, das früher dem Textilwarenhändler de Loewe aus Spetzerfehn gehörte. Er besaß hier eine Waldparzelle und nutzte das Haus zeitweilig als Unterkunft für sich und sein Pferd (vgl. Bild 4). Heute sind das Waldstück und das Haus im Besitz der Familie Weers aus Großefehn.
Der Dicke Stein Am Kugelberg
Waldlichtung mit Heide Waldhaus