Nachlese: Ein botanischer Spaziergang 21.06.25

Bericht: Friedrich Freudenberg vom 06.07.25

Bericht über einen botanischen Spaziergang rund um den Badesee Ottermeer

Wir trafen uns am Sommeranfang bei schönem Sommerwetter auf dem Parkplatz an der Straße „Am Ottermeer“. Fünfzehn interessierte Personen waren unserer Einladung gefolgt, darunter auch Helmut Hanssen, der sich bereit erklärt hatte, uns zu Beginn unserer Wanderung einen Einblick in das ökologisch wertvolle Landschaftsschutzgebiet Ottermeer zu geben, das nördlich der Straße liegt. Da man den Aussichtsturm nicht mehr nutzen kann, hatte er für uns eine Zuwegung durch das schwer zu durchdringende Gebüsch am Rand des Moorgebiets geschaffen, sodass wir einen guten Überblick hatten. Vor uns lag eine tiefer liegende Leegmoorfläche mit einem Gewässer, einem Moortümpel, und dahinter erstreckte sich das weite Hochmoor, in dem früher das Ottermeer, ein ehemaliger Hochmoorkolk, lag (vgl. Abb. 1).

Ottermeer Moortümpel 2   Kopie
Ottermeer Moortümpel

Hier werden seit über vierzig Jahren von der Wiesmoorer Ortsgruppe des NABU Pflegearbeiten durchgeführt, die dazu dienen, das Moor von Birken und anderen Gehölzen zu befreien und es wieder zu vernässen. Um den Grundwasserstand im Moor möglichst hoch zu halten, hat man einen Hauptentwässerungsgraben, einen sog. Vorfluter, umgeleitet und die übrigen Gräben geschlossen.

Bei der vor uns liegenden Fläche wurde die Leegmoorsenke durch einen Damm geschlossen, sodass sich das Wasser hier sammeln konnte und der Moortümpel entstand. Helmut Hanssen erläuterte, dass durch die Wiedervernässung des Moores ein Großteil der moortypischen Pflanzen und Tiere erhalten werden konnte. Als Beispiele nannte er die seltene Moorlilie, die hier noch große Bestände bildet, und die Moorfrösche, die sich hier zur Laichzeit Ende März in dem Moortümpel in großer Zahl versammeln.

An den Rändern des Moortümpels und in den ehemaligen Entwässerungsgräben wächst heute wieder Torfmoos, eine Pflanze, die hauptsächlich für die Bildung des Hochmoores verantwortlich ist. Somit sind hier bereits wichtige Ansätze einer Neubildung und Renaturierung geschaffen worden. Denn solche Flächen mit lebenden Torfmoosen sind in der Lage, besonders viel Kohlendioxid speichern und Sauerstoff abzugeben und so unser Klima zu verbessern.

Helmut Hanssen hatte an der Uferböschung des Hauptvorfluters mit dem Spaten ein Bodenprofil freigelegt, das uns die Möglichkeit bot, die Bodenschichten unter dem Moor zu betrachten (Abb. 2).

Ottermeer Bodenprofil 1
Bodenprofil

Man kann erkennen, dass das Hochmoor hier direkt auf dem gelben eiszeitlichen Sand entstanden ist. Dabei war neben erhöhten Niederschlägen damals vor 6000 Jahren auch die hier gut erkennbare braune Schicht, der sog. Ortstein, mit seiner wasserstauenden Wirkung dafür verantwortlich, dass die Flächen hier versumpften und Torfmoose sich ausbreiten und alles überwuchern konnten.

Unsere botanische Wanderung führte uns dann in das Gebiet südlich der Straße. Hier wurde das Hochmoor bis in die 1960er Jahre großflächig mit Baggern abgetorft, um das ehemalige Torfkraftwerk Wiesmoor mit Brennmaterial zu versorgen. So entstand damals ein ausgedehntes Leegmoorgebiet, das später von der Gemeinde Wiesmoor zu einem Freizeitgelände umgestaltet wurde.

Zunächst wurde ein Badesee geschaffen, der – wie der ehemalige Hochmoorkolk – den Namen Ottermeer erhielt. Danach wurden rund um den See Wanderwege angelegt und zahlreiche Bäume gepflanzt. Aber in einem schmalen Uferstreifen am See und im Nordwesten des Freizeitgeländes hat man auch botanisch sehr interessante Leegmoorflächen in ihrer natürlichen Ausprägung belassen und durch Mähen oder Beweiden mit Schafen offen gehalten.

Das Foto (Abb. 3) zeigt eine solche Fläche, die wegen der Beweidung mit Schafen eingezäunt war, sodass wir sie nur von außen betrachten konnten. Da ich das Gebiet vorher erkundet hatte, konnte ich aber die Gruppe über die dort vorkommenden besonderen Pflanzen näher informieren. Wie wir sahen, wird die Fläche von Bentgras und dem Schmalblättrigen Wollgras dominiert, dazwischen wächst an feuchten Standorten auch das seltene Scheidige Wollgras sowie die Glockenheide mit ihren schönen rosafarbenen Blütenköpfen. Die Besenheide blüht erst später und toleriert auch trockenere Wuchsorte wie die Hochmoorbank, die hier nach der Abtorfung übrig geblieben ist. Besonders interessant ist der Graben am Rand dieser Hochmoorbank, die sog. Torfpütte. Sie ist inzwischen zugewachsen, aber es gibt noch nasse Partien mit üppigen Torfmoospolstern und dem Rundblättrigen Sonnentau.

Botanischer Spaziergang 21.06.25
Abb. 3

Alle diese Pflanzen sind sehr gut an diesen nassen, sauren und extrem nährstoffarmen Boden angepasst. Das Torfmoos ernährt sich fast ausschließlich vom Regenwasser und der Sonnentau beschafft sich den lebensnotwendigen Stickstoff, indem er mit seinen klebrigen Blättern Insekten fängt und verdaut (Abb. 4).

Ottermeer Rundblättriger Sonnentau 1   Kopie
Rundblättriger Sonnentau

Als der Badesee Ottermeer geschaffen wurde, hat man das von den Baggern geförderte Material in einiger Entfernung vom Ufer verteilt, während in einem Streifen in der Nähe des Ufers, wo der Wanderweg verläuft, das Leegmoor größtenteils erhalten blieb. Die übersandeten Flächen wurde größtenteils aufgeforstet, sodass rund um den See ein Waldstreifen entstanden ist, der überwiegend aus Nadelbäumen besteht. Der Uferbereich des Sees ähnelt vom Aussehen her dem vorher betrachteten Leegmoorgebiet. Er besteht überwiegend aus Bentgraswiesen mit einzelnen Partien aus Heide und Wollgras. Hier wachsen aber auch weitere bemerkenswerte Arten, wie das Aufrechte Fingerkraut (Blutwurz), der Steife Augentrost oder die Kulturheidelbeere, ein Strauch, der aus nahegelegenen Gartenbaubetrieben stammt und von Vögeln verbreitet wird.

Auf unserer weiteren Wanderung am westlichen Seeufer entdeckten wir mehrere Pflanzenarten, die nach der Roten Liste für das Niedersächsische Tiefland als gefährdet oder als potentiell gefährdet gelten. So fanden wir in der Nähe des Badestrands in flachem Wasser den seltenen Straußblütigen Gilbweiderich. Er unterscheidet sich von dem Gewöhnlichen Gilbweiderich dadurch, dass die Blüten in dichten Trauben in den Achseln der mittleren Stängelblätter sitzen (Abb. 5).

Lysimachia thyrsiflora 2   Kopie
Straußblütiger Gilbweiderich

Unmittelbar am Seeufer fanden wir auch den Schmalblättrigen Rohrkolben und etwas später zwei weitere bemerkenswerte Arten, den Gagelstrauch und den Königsfarn. Der Gagelstrauch ist mit Drüsen besetzt, die ätherische Öle enthalten und der Pflanze einen würzigen Geruch verleihen.

Der Königsfarn ist mit seinen weit ausladenden Wedeln und mit einer Höhe von bis zu 1,80 m der stattlichste unter unseren heimischen Farnen. Im Gegensatz zu diesen befinden sich bei dem Königsfarn die Sporenträger nicht an der Unterseite der Fieder, sondern an einem rispenartigen Abschnitt oben an den Wedeln. Beide Pflanzen, der Gagelstrauch und der Königsfarn, gedeihen hier in dem moorigen, sauren und nährstoffarmen Milieu am See ganz prächtig.

Das südliche Seeufer war wohl der landschaftlich schönste und botanisch ergiebigste Abschnitt unseres Spaziergangs. Hier wechseln sich offene, feuchte und nasse Flächen mit locker und dicht bewaldeten Partien ab und verleihen diesem Raum den Charakter einer naturnahen Parklandschaft (vgl. Abb. 6).

Badesee Ottermeer Südufer 2

Das Foto zeigt im Vordergrund eine Uferpartie mit dem Königsfarn, der Sumpf-Schwertlilie und dem Sumpf-Reitgras. Auf den moorigen Bentgraswiesen entdeckten wir an mehreren Wuchsorten den Rundblättrigen Sonnentau und an einer Stelle auch den selteneren Mittleren Sonnentau (Abb. 7).

05 Mittler Sonnentau DSC01128 (2)
Mittlerer Sonnentau

Auf den übrigen feuchten Leegmoorflächen hier südlich des Ottermeeres ist im Laufe der Zeit als Endstufe einer natürlichen Entwicklung ein klassischer Moorbirkenwald entstanden mit Moorbirken, vielen Weidenarten und Schwarz-Erlen. In einem nassen Weidengebüsch fanden wir schließlich noch eine seltene Torfmoosart, das Sparrige Torfmoos (Abb. 8).

Ottermeer Sphagnum squarosum Sparriges Torfmoos
Sparriges Torfmoos

Nach einem botanisch ertragreichen Spaziergang, der durch die Ausführungen von Helmut Hanssen zur Tierwelt und speziell zu den Libellen noch ergänzt und bereichert wurde, erholten wir uns am Ende im Café Lüttje Haven bei Kaffee und Kuchen.

Fotos: Privat

 

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.